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Die zweite Liebe
Hans Schweikart, im „offiziellen“ Geburtsjahr des Filmes
1895 geboren, war als Zuschauer wie als Filmschaffen-
der lebenslang von den fast unbegrenzten künstleri-
schen Möglichkeiten des neuen Mediums fasziniert.
Der Film wurde neben dem Theater gewissermaßen seine zweite
Liebe. Er selbst hat seine filmische Leistung eher zurückhaltend
beurteilt und sie als eine Art Zugeständnis an das populäre
Unterhaltungsbedürf-
nis verstanden. Dennoch hat er auch auf diesem Gebiet Beachtliches
geleistet – unter z.T. bedrückenden Be-
dingungen, fiel seine Schaffensphase als Filmregisseur doch überwiegend
in die Zeit der Nazi-Diktatur.
Als Schauspieler trat Schweikart zunächst
in verschie-
denen Stummfilmen auf, darunter „Die Taifunhexe“
(1923), einem der ersten Filme, die in Berlin ohne Pause und Akteinteilung
vorgeführt wurden, sowie das expressionistische Drama „Das
Haus zum Mond“ (1920; mit Erich Pabst und Fritz Kortner).
Seine eigentliche Film-Karriere sollte aber erst später beginnen
und war eng mit der Münchner Bavaria-Film
verknüpft, der er von 1938-42 auch als Produktionschef vorstand.
Hier entstanden u.a. die Filme:
- „Das Mädchen mit dem guten Ruf“
(1937/38), eine Komödie mit Olga Tschechowa
- „Fasching“ (1939), eine nicht
durchweg gelun-
gene Ehekomödie mit Münchner Lokalkolorit
- „Befreite Hände“ (1939),
mit Brigitte Horney, Olga Tschechowa, Ewald Balser und Carl Raddatz,
die Geschichte einer friesischen Magd, die zu ihrer künstlerischen
Berufung als Bild-
hauerin findet
- „Das Mädchen von Fanö“
(1940), eine Ballade von Liebe und Schuld nach dem gleichnamigen
erfolgreichen Roman von Günther Weisenborn und
- „Das Fräulein von Barnhelm“
(nach Lessing, 1940)
- „Kameraden“ (1941), das Preußen-Spektakel
gehört zu den wenigen Filmen mit offen propa-
gandistischem Touch, wobei selbst bei diesem Film von der Wehrmachtszensur
Veränderungen verlangt wurden.
- „Der unendliche Weg“ (1942/43),
ein heroisie-
render biographischer Film um den National-
ökonomen Friedrich List
- „Ich brauche dich“ (1944), nach
dem erfolgrei-
chen Bühnenstück von Schweikart
- „In flagranti“ (1944)
- „Frech und verliebt“ (1945)
- „Das Gesetz der Liebe“ (1945)
- „Die Nacht der Zwölf“, ein
Krimi um einen Heiratsschwindler (Ferdinand Marian), konnte erst
1949 zur Aufführung kommen.
Für das bundesdeutsche Nachkriegskino war Schweikarts Rolle
als Filmemacher von geringer Bedeutung. Wichtig war jedoch sein
Beitrag zur Entstehung von „Ehe
im Schatten“ (DEFA 1947).
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